Montag, 4. November 2024

Drachen gibt es nicht. Oder doch?

 Der Wolf und das Hühnchen
entdecken den Drachen

Beate Freitag (Autor*in) / Tuula Schneider (Illustrator*in)


  • Altersempfehlung: ab 5 Jahren
  • ISBN: 978-3-9825453-4-9
  • Erscheinungstermin: 01.06.2024
  • Seiten: 48
  • Verlag: WoidGeschichten

Covertext

Eines Tages hören die Tiere in ihrem Wald Bäume splittern und Äste brechen. Kann das Hühnchen zusammen mit dem Wolf herausfinden, was es mit diesem fürchterlichen Lärm auf sich hat? Kann das wirklich der Drache sein, von dem die Menschen erzählen?

Rezension  

Es gibt bestimmte Tiere, die gehören einfach von Natur aus nicht zusammen, da einer bei dem anderen auf der Speisekarte steht: Katzen und Mäuse, Füchse und Gänse,... und eben auch Wölfe und Hühner. Dieses Klischee bricht das wunderbare Buch „Der Wolf und das Hühnchen“ von Beate Freitag, ebenso wie das oft herrschende Vorurteil, dass Hühner dumm und Wölfe böse und blutrünstig sind. Sanft, unaufgeregt, trotzdem spannend, lehrreich und mit schönen Formulierungen beschreibt Beate Freitag die Zuneigung zweier Tiere zueinander, die eigentlich gar nicht zusammengehören dürfen.
 
Der Wolf lebt in den Bergen im Wald, streunt meist einsam umher und ist bei weitem nicht der Bösewicht, für den er immer gehalten wird. Ab und zu sucht er Zerstreuung nahe des Dorfes und beobachtet das bunte Treiben auf einem Bergbauernhof: Bauer und Bäuerin gehen ihrer täglichen Arbeit nach, die Kinder spielen und die Hühner picken im Hof. Doch ein besonders neugierig und vorwitzig wirkendes Hühnchen fällt dem Wolf auf und gerade dieses Hühnchen spricht ihn eines Tages an. Schnell wird klar: die beiden Tiere mögen sich, sie reden im Schutz eines Dickichts stundenlang und möchten gern immer zusammen sein. Aber darf das sein? Wolf und Hühnchen sind sich einige: Ja, es muss sogar so sein, denn beide gehören zueinander. Den Bauersleuten missfällt das Verhalten des Huhns und es soll im Suppentopf landen. Kurz vorher gelingt ihm allerdings die Flucht in den Wald, nachdem der Wolf sein Zuhause mit Hilfe aller Waldtiere in ein kuscheliges, gemütliches Heim verwandelt hat. 

Die wohlwollende, selbstverständliche Unterstützung des ungewöhnlichen Paares durch die Tiere des Waldes ist etwas Besonderes und vermittelt den jungen Lesern und Zuhörern Warmherzigkeit, Respekt, Toleranz und Empathie. Alle Tiere heißen das Hühnchen willkommen, der Wolf freut sich riesig und auch das Hühnchen fühlt sich sehr wohl im neuen Zuhause. Sogar ein großes Willkommensfest wird gefeiert, bei dem die Tiere den manchmal etwas mürrischen Wolf zum Tanz überreden können. Die Idylle wird jedoch getrübt, da Bauer und Bäuerin sich auf die Suche nach dem Hühnchen machen und eine Flinte bei sich tragen. Werden sie das Hühnchen und den Wolf finden? Und womöglich die Flinte gebrauchen? Angst geht um im Wald, doch dank des Zusammenhalts des Tiere findet die Geschichte ein gutes, herzerwärmendes Ende.

Ich habe dieses Buch gern gelesen und auch vorgelesen, da es sehr unterhaltsam, spannend, aber nicht actiongeladen ist und vor allem angst- und vorurteilsfrei wichtige Werte vermittelt. Auch etwas Hintergrundwissen zum Wald findet sich im Buch. Es ist schön, wenn auch etwas sparsam illustriert und vermittelt den Kindern dadurch bildlich die wichtigsten Eckpunkte der Geschichte. Da die Geschichte recht lang ist, benötigen die jungen Leser und Zuhörer ein bisschen Geduld, so dass ich es erst ab ca. 5-6 Jahre empfehlen würde. Der Wolf und das Hühnchen haben mein Herz im Sturm erobert und ich freue mich sehr auf weitere Geschichten der beiden. Das Buch ist eine tolle Entdeckung!
Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen

 Dr. Jekyll

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