Altersempfehlung: ab 16 Jahren- ISBN: 978-3758700224
- Erscheinungstermin: 26.03.2025
- Seiten: 512
- Verlag: FISCHER
Covertext
Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im
Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer –
und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird.
Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos,
sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen
das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern
wird.
Rezension
Ein Moment, eine unüberlegte Handlung oder eine spontane, von Emotionen gelenkte Entscheidung können das Leben tiefgreifend verändern - oder für immer nahezu zerstören. Dies wird im neuen Roman von Rebekka Frank gleich mehrfach thematisiert. Mit einer Mischung aus Coming-of-Age Story und Familiendrama gelingt es der Autorin vor der malerischen Kulisse des Alten Landes und der Elbe eine verzweigte Geschichte mit vielen Geheimnissen, unerwarteten Wendungen und einer melancholisch-dramatischen Grundstimmung zu entwickeln.
Die Zwillinge Enna und Jale wachsen bei ihrer schweigsamen Großmutter Ehmi auf und sind schon immer Außenseiter. Kaum können sie den Tag erwarten, an dem ihre Mutter Alea endlich auf dem Gefängnis kommt - nach 38 Jahren. Doch als es endlich soweit ist, verschwindet Jale und auch Alea taucht nicht wie erwartet auf. Als zeitgleich ein Mann in der Elbe ertrinkt, geraten die Frauen unter Verdacht, was scheinbar nicht ganz unbegründet ist. Während Enna verzweifelt nach Jale sucht, entdeckt sie nicht nur bisher ungeahnte Seiten ihrer Schwester, sondern beginnt auch, ihre eigene Geschichte und damit sich selbst besser zu verstehen. Enna findet heraus aus welch tragischem Grund ihre Mutter einst in Haft kam, wer ihr Vater ist und warum Oma Ehmi sich mit ihrer eigenen Zwillingsschwester Greetje vor Jahren zerstritten hat. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Mit jedem Kapitel fügt sich die Geschichte insgesamt, aber auch das Schicksal
jeder einzelnen Figur mehr zusammen, es ergeben sich neue Zusammenhänge und veränderte Perspektiven. Rebekka Frank erzählt auf drei Zeitebenen, was mich anfangs etwas verwirrt hat und erst nach einiger Zeit einen Sinnzusammenhang ergab. Hinzu kommen kurze Szenen, in denen die Reise einer Ertrunkenen bis ins offene Meer beschrieben wird. Um wen es sich handelt, erfährt die Leserschaft tatsächlich erst am Ende des Romans, wobei sich meine eigenen Theorien dazu im Laufe des Lesens mehrfach änderten und ich dann sehr überrascht wurde.
jeder einzelnen Figur mehr zusammen, es ergeben sich neue Zusammenhänge und veränderte Perspektiven. Rebekka Frank erzählt auf drei Zeitebenen, was mich anfangs etwas verwirrt hat und erst nach einiger Zeit einen Sinnzusammenhang ergab. Hinzu kommen kurze Szenen, in denen die Reise einer Ertrunkenen bis ins offene Meer beschrieben wird. Um wen es sich handelt, erfährt die Leserschaft tatsächlich erst am Ende des Romans, wobei sich meine eigenen Theorien dazu im Laufe des Lesens mehrfach änderten und ich dann sehr überrascht wurde.
Zunächst fand ich also etwas schleppend in den Roman hinein, war aber positiv beeindruckt, wie sich die einzelnen Erzählstränge dann miteinander verflochten und letztendlich ein komplexes Bild ergeben haben. Die Autorin beschreibt die Schauplätze des Romans sowie die Figuren sehr detailliert und wartet mit einigem Hintergrundwissen auf. Neben der eigentlichen Story, in welcher es um falsche Entscheidungen und lebenslange, schwere Schuld, aber auch Liebe geht, werden Themen wie Emanzipation, Selbstbestimmung, Umweltschutz, Geschwisterbeziehungen, Seefahrt und linksextremer Terrorismus angesprochen. Diese werden vor dem jeweiligen zeitlichen Hintergrund beleuchtet.
Besonders die verschiedenen und insgesamt sehr starken weiblichen Figuren arbeitet Rebekka Frank gut heraus und weckt dadurch Sympathien und Verständnis für jede der Frauen, die alle auf unterschiedliche Weise vom Schicksal gezeichnet sind. Während der Lektüre war ich von den dramatischen Entwicklungen teilweise sehr ergriffen und fand vor allem die zweite Hälfte des Buches spannend. „Stromlinien“ ist ein interessanter und mitreißender Roman, den ich gern weiterempfehle.
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