Als der Wald erwachte
Martin Widmark / Emma Karinsdotter (Autor*in)
Emilia Dziubak (Illustrator*in)
Altersempfehlung: ab 4 Jahren- ISBN: 978-3751204989
- Erscheinungstermin: 10.01.2025
- Seiten: 32
- Verlag: Oetinger
Covertext
Rezension
Der Wald hat stets etwas Magisches, Ursprüngliches und Beruhigendes an sich. Besonders im Wechsel der Jahreszeiten fasziniert er uns Menschen und im Übergang zwischen Winter und Frühling spüren wir im Wald den Zauber des Neuen.
Das neue Buch von Martin Widmark und Emma Karinsdotter lädt die Leserschaft aller Altersgruppen dazu ein, das frühlingshafte Erwachen des Waldes zu erleben und in die Gemeinschaft des „Spinats“, wie die tierischen und pflanzlichen Bewohner den Wald nennen, einzutauchen. Die Geschichte wird aus der Perspektive der uralten Eiche erzählt, die weise und liebevoll betrachtend ihr Umfeld beschreibt. Sie erzählt von der winzigen Spinatfrau, die aufgrund ihrer ewig schlechten Laune von allen gefürchtet wird, ständig meckert und es besonders schlimm findet, wenn der Wald neu erblüht.
Doch es gibt noch jemanden mit mieser Laune, der durch den Wald streift: ein Junge, der dort die Ferien mit seiner Mutter verbringen soll. Zufällig begegnen sich die beiden Miesepeter und die Spinatfrau landet erst in der Jackentasche und später im Zimmer des Jungen. Dort stellen beide fest, dass sie etwas gemeinsam haben, nämlich eine tiefe Traurigkeit. Während die alte Eiche erzählt, warum die Spinatfrau oft so boshaft ist, merkt diese angesichts der Tränen des Jungen, dass es irgendwo in ihrem Inneren vielleicht doch ein kleines grünes Fünkchen der Hoffnung und Zuversicht gibt. Und dieses möchte sie mit dem Jungen teilen, wodurch ein zartes Band der Freundschaft entsteht.
In diesem zauberhaften Buch weht dem Lesepublikum ab der ersten Zeile ein Hauch vom Märchen entgegen und der Wald erwacht zum Leben. Wir begegnen im Text und in den Illustrationen kichernden Buschwindröschen, milde lächelnden Steinen und der trotz ihres struppigen Charakters entzückenden kleinen Spinatfrau sowie der mächtigen, mütterlich wirkenden Eiche, durch welche die Botschaft der Geschichte wunderbar transportiert wird: auch nach dem tiefsten Winter und der dunkelsten Traurigkeit wird es irgendwann wieder hell.
Die emotionale Geschichte von Windmark und Karinsdotter vermittelt den jungen Lesern und Zuhörern auf kindgerechte Weise, dass Gefühle, hier der Zorn und die Wut der Spinatfrau und des Jungen, immer eine Ursache haben und oft auf verletzte Gefühle zurückzuführen sind. Gleichzeitig wird sichtbar gemacht, dass Einfühlungsvermögen, Verständnis füreinander und Hilfsbereitschaft der Schlüssel für Zuversicht, Hoffnung und Freundschaft sind.
Besonders die ideal zum Text passenden Illustrationen von Emilia Dziubak, welche in erdigen Naturfarben gehalten sind und sich daher perfekt in das Waldthema integrieren, sind sehr ansprechend und beflügeln die Fantasie der Kinder.
Das Buch eignet sich sehr gut zum Vorlesen für Kinder ab 5-10 Jahren, die offen für den Zauber der Natur sind und sich gern in den Wald entführen lassen möchten. Es bietet zahlreiche Möglichkeiten die genannten Themen in den Fokus zu stellend und zu besprechen.
Ich mag das Buch sehr und die Vorstellung einer alten, weisen Eiche als Hüterin des Waldes wie auf dem wunderschönen Cover dargestellt, gefällt mir besonders gut.
Dr. Jekyll