Kalle will nicht knuddeln

Altersempfehlung: ab 4 Jahren- ISBN: 978-3-219-12029-5
- Erscheinungstermin: 12.02.2025
- Seiten: 32
- Verlag: annette betz
Covertext
Kalle ist ein kleiner wuscheliger Hund. Er freut sich immer, wenn er im Park seine Freunde trifft. Doch bei ihrer wilden Begrüßung fühlt er sich unwohl – sie überfallen ihn regelrecht mit einer Knuddelattacke.
Wie soll Kalle das bloß verhindern und seine eigenen Grenzen setzen? Seine Lösung: Er verkleidet sich als Kaktus! Doch sind Härte und Abgrenzung wirklich der richtige Weg? Als die anderen Hunde hören, was es mit dem Kostüm auf sich hat, einigen sie sich stattdessen schnell auf eine neue Begrüßung, mit der alle glücklich sind.
Rezension
Die Geschichte dieses entzückend illustrierten Bilderbuches von Jule Wellerdiek spricht vielen Menschen groß und klein aus dem Herzen. Vor allem Kinder dürften die Situation der Hauptfigur Kalle, einem niedlichen kleinen Hund, nachvollziehen können. Diesem geht es nämlich so, wie bestimmt auch jeder Erwachsene es in Erinnerung der eigenen Kindheit erlebt hat: weil man so unglaublich klein und schnuckelig ist, kommen andere auf die Idee zu knuddeln. Natürlich ist dies nicht böse gemeint, meist mag man die Verwandten und Freunde auch gern, die eine Knuddelattacke starten.
Doch was tut man, wenn man es eben nicht möchte, sich unwohl fühlt und am liebsten weglaufen will? Dem kleinen, flauschigen Hund Kalle geht es ebenso mit seinen Freunden im Park. Er mag sie, doch ständig wird ungefragt gekuschelt, geschleckt und gesprungen. Nachdem er spürt, dass er sich nicht mehr wohl fühlt, hat er plötzlich eine Idee. Damit endlich alle verstehen, dass er das Knuddeln nicht mag, ist er von nun an ein Kaktus. Jetzt traut sich keiner seiner Hundefreunde mehr an ihn heran, alle wundern sich und Kalle gibt ihnen unmissverständlich zu verstehen, dass jetzt Schluss ist mit der Kuschelei. Natürlich sind die Freunde verdutzt und auch erschrocken. Im gemeinsamen Gespräch mit Kalle stellen sie jedoch fest, dass es jedem einmal so geht und man am besten mit den Freunden über seine Empfindungen sprechen sollte.
Kalle merkt, dass er gar kein Kaktus sein muss, um seine Grenzen aufzuzeigen und er dennoch respektiert und gemocht wird. Seine negativen Emotionen lösen sich auf und er kann im gegenseitigen Einvernehmen wieder entspannt die Tage mit seinen Hundefreunden im Park genießen. Mit überzeugenden, den Text verdeutlichenden Bildern und einer adressatengerechten Sprache ist der Autorin und Illustratorin Jule Wellerdiek eine wunderschöne Geschichte über Selbstbestimmung, Nein-Sagen, Respekt und Freundschaft gelungen, welche sich für Kinder ab vier Jahren eignet.
Bereits im Kindergarten und in den ersten Grundschuljahren bietet sich dieses Buch hervorragend an, um den kleinen Lesern und Zuhörern eine wichtige Botschaft mit auf den Weg zu geben: Du bestimmst über deinen Körper und darfst sagen, was du möchtest oder auch nicht! Achte jedoch auch auf die Signale von anderen Menschen (oder Tieren) und darauf, wie sie behandelt werden möchten!
Das Buch bietet tolle und vielfältige Ansatzpunkte für das soziale und emotionale Lernen ab dem Kindergartenalter und bereitet aufgrund des allseits beliebten Themas Hunde große Freude beim Vorlesen und Betrachten. Da einige Kinder vielleicht auch Hunde zu Hause haben, ist der Lebensweltbezug schnell hergestellt und sie können aus eigener Erfahrung mit den Tieren berichten, dass diese nicht immer geknuddelt werden möchten. Der Umgang mit (Haus-)tieren lässt sich mittels der Geschichte also auch prima thematisieren.
Insgesamt möchte ich das Buch von Herzen empfehlen, da die Story sehr schön geschrieben und mit ausdrucksstarken Bildern versehen ist. Nicht zuletzt ist die kraftvolle Message ein unschlagbares Argument für dieses Buch. Kalle hat mich vollends überzeugt.
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