Posts mit dem Label S.Fischer werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label S.Fischer werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 7. April 2025

Große Lebensthemen

Wiederholung

Vigdis Hjorth (Autor*in) 


  • Altersempfehlung: ab 16 Jahren
  • ISBN: 978-3-10-397690-8
  • Erscheinungstermin: 26.03.2025
  • Seiten: 160
  • Verlag: S.Fischer

Covertext

Eine Frau geht durch den Wald, und alles, was sie vergessen will, kehrt zu ihr zurück. So nähert sie sich Atemzug für Atemzug dem sechzehnjährigen Mädchen, das sie einmal gewesen ist. Der erste Kuss auf einer Party. Der erste überwältigende Rausch, der den Körper so leicht werden ließ. Die Mutter, die mit Argusaugen über sie wacht und ihren unbändigen Lebenshunger kontrolliert. Der Vater, der sich immer weiter distanziert.

Rezension  

Wie gut kennen wir uns selbst? Sind wir uns aller bisher gemachten Erfahrungen immer bewusst? Oder vergräbt unser Bewusstsein gewisse, besonders schlimme Erlebnisse so tief, dass sie uns nicht mehr bewusst sind? Doch wie dem auch sei…. Irgendwann tritt alles ans Licht, Szenen wiederholen sich, triggern uns und am Ende passen alle Teile eines Lebens zusammen - auch, wenn das entstandene Bild kein schönes ist.

In ihrem neuen Roman „Wiederholung“ konfrontiert Vigdis Hjorth ihre Leserschaft mit einem solchen Ereignis, welches innerhalb der Zeilen beklemmend spürbar ist, aber anfangs noch nicht greifbar. Wir lernen auf den ersten Seiten eine namenlose, erfolgreiche Schriftstellerin kennen und spüren gleich: etwas bedrückt sie. Die Protagonistin beschreibt ihre Jugend in den 70er Jahren in Norwegen, das Geschehene liegt also lange zurück. Mit mehreren Geschwistern, Mutter und Vater lebt sie in einer Wohnung und möchte gern alles erleben, was sie aus den Erzählungen anderer Jugendlicher kennt: Partys, Drinks und Jungs. Dafür ist sie jedoch zunächst zu schüchtern und angepasst, doch ausgerechnet die übertriebene Angst und Überwachung durch ihre Mutter sorgen für eine selbsterfüllende Prophezeiung. Das Mädchen tut dann genau das, was ihre Mutter ihr unterschwellig und vor allem ungerechtfertigterweise vorwirft. Sie geht heimlich zu Partys, trinkt mit ihren Freundinnen und lernt einen Jungen kennen. Während ihr Vater eine distanzierte, teilweise gleichgültige Rolle einnimmt, rückt die Mutter immer mehr in die Privatsphäre des Mädchens vor und nährt damit den Durst nach Freiheit und Unabhängigkeit. Letztendlich erlebt die junge Frau ein enttäuschendes erstes Mal, schreibt es in ihrem Tagebuch aber gänzlich anders nieder. Als die Eltern dies lesen, findet vor allem die Mutter alle bisherigen Befürchtungen bezüglich des sittlichen Untergangs der Tochter bestätigt und immer mehr erkennt die Protagonistin, was hinter dem Verhalten der Eltern steht. Denn das Bewusstsein mag das Schreckliche verdrängt haben, doch ihr Körper hat nicht vergessen.

Ich habe dieses Buch sehr schnell gelesen, da mir einerseits der Schreibstil sehr gut gefallen hat und mich andererseits von Beginn an die beklemmende, teilweise unruhige Atmosphäre des Buches voran getrieben hat. Das Buch ist zwar nicht sehr umfangreich, dafür aber sehr intensiv geschrieben und transportiert die Gefühlslage der Protagonistin, die nach einer unbeschwerten Jugend giert ebenso gut wie die unaussprechliche Last, die das traumatische Familiengeheimnis ihr aufbürdet. Den Lesenden wird damit unverblümt vermittelt wie schwer Missbrauch ein Leben verändert und belastet, auch wenn er mit aller Macht verdrängt wurde. Ich halte dieses Buch für ein wichtiges Werk, welches sich mit den unheimlichen Strukturen von familiärem Missbrauch auseinandersetzt ohne dabei ins schreckliche Detail zu gehen. Es wird eher die emotionale Ebene beleuchtet, was mir sehr nahe gegangen ist. Ich kannte die Autorin bisher noch nicht und bin sehr positiv von ihrem Schreiben überrascht. Für alle Leser, die sich gern mit Büchern auseinandersetzen, welche aufwühlend sind und unter die Haut gehen, empfehle ich es sehr.
Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen

Dr. Jekyll

Dienstag, 5. November 2024

Intensiv, berauschend, glamourös

Sex & Rage

Babitz, Eve (Autor*in)
  • Altersempfehlung: ab 16 Jahren
  • ISBN: 978-3-10-397587-1
  • Erscheinungstermin: 26.06.2024
  • Seiten: 272
  • Verlag: S. Fischer

Covertext

Eve Babitz zählt zu den aufregendsten Wiederentdeckungen der letzten Zeit. Lange wurden ihre gleichzeitig scharfsinningen und leichthändigen Texte übersehen. Erst kurz vor ihrem Tod wurde eine Generation auf sie aufmerksam, die heute so jung ist, wie Eve Babitz zu Beginn ihrer Karriere. In Sex & Rage erzählt sie von Glamour und tiefen Abgründen – und von einer Muse, die in den 1970er-Jahren die Unverfrorenheit besitzt, selbst Künstlerin zu werden. Atemlos folgen wir der jungen Jacaranda, aufgewachsen am Strand von Los Angeles, wie sie sich durch die Höhen und Tiefen des Lebens trinkt, tanzt und feiert – und dabei mit spitzer Zunge und unbestechlicher Beobachtungsgabe ihren Zielen folgt.

Rezension 

Jacaranda Levin ist ein echtes kalifornisches Surfer Girl, immer auf dem Surf Board, mit geblichenem Haar und Surferknoten. Doch das ändert sich alles, als sie einen Schriftsteller kennenlernt, der sie in den Glamour und die Abgründe des LA´s der 1970er heranführt. Die Freunde wechseln bald, doch Jacaranda bleibt als leuchtende Partygängerin der High Society bestehen. Sie trinkt, sie tanzt, sie ist witzig und bezaubert. Jacaranda gerät an gefährliche Menschen, jedoch nichts ist gefährlicher als eine Frau zu sein, die selbst versucht ihre künstlerische Stimme zu finden.

Eve Babitz ist eine großartige Autorin und es tut mir leid, sie für mich erst jetzt entdeckt zu haben. Jacaranda ist auf jeden Fall keine einfache Protagonistin, doch wer will das schon? Sie hat mit den typischen Problemen ihrer Zeit zu kämpfen: Sexismus, Männer im allgemeinen und romantischen Sinne und natürlich diversen Drogenabhängigkeiten. Jedoch habe ich auf jeder Seite mit ihr mitgefiebert, für sie gehofft, geweint und manchmal hätte ich sie auch am liebsten einfach nur geschüttelt. 

Durch sie und Eve Babitz konnte ich das LA der Siebziger erleben, mit illustrativer Sprache wird man in ein buntes Treiben voller Höhen und Tiefen mitgenommen, in dem man sich schnell für immer verlieren möchte, in Zeiten, in denen alles noch etwas einfacher erschien. Zwar musste ich mich an manchen Stellen an Babitz etwas abgehackten Schreibstil gewöhnen, Mühen die aber nach den ersten 20 Seiten verflogen und mit der Beendung des Buches nicht mehr ins Gewicht fallen.

Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen

Die Bücherdiebin

 

Zu Gast bei Carlsen auf der LBM 2025

📍 In Halle 3, Stand D100, präsentierte Carlsen eine wundervolle, buchige Vielfalt. Hilke Schenck aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbe...