Falsche Fährten
Duhamel, Bruno (Autor*in)
- Altersempfehlung: ab 16 Jahren
- ISBN: 978-3-96445-069-2
- Erscheinungstermin: 09.06.2022
- Seiten: 80
- Verlag: avant-verlag
Covertext
Frank, ein Darsteller aus einer Westernshow, wird seine langjährige Rolle als Marshall gekündigt. Zum Abschied wird ihm eine Reise in den Westen geschenkt, zu den realen Schauplätzen, die er bislang nur in der Fantasie seiner Theateraufführungen besucht hat. Neben einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Touristen*innen – ein trendiges Öko-Paar, desillusionierte Nerds und Waffenliebhaber – bewegt sich der alternde Schauspieler auf seiner Reise in einem seltsamen Hin und Her zwischen Realität und Einbildung und versucht diese zwei Amerikas zu verbinden. Zwei Visionen, die von Fake News und Legenden durchdrungen sind – eine Welt voller falscher Fährten! „Sein Name ist Jake Johnson. Er ist eine Legende im Westen ... arbeitslos“. Bruno Duhamel schafft es in dieser humorvollen Geschichte, die das Bild eines in seinen Widersprüchen gefangenen Amerikas zeichnet, seine Leser*innen zu überraschen.
Frank Paterson ist Western-Darsteller aus Leidenschaft. Seine Westernshows in der Figur des berühmten Marshal Wild Faith Johnson waren legendär. Doch inzwischen ist Frank bereits 40 und damit zu alt für seine Rolle. Er wird unerwartet und irgendwie unehrenhaft in Rente geschickt, mit nichts in der Tasche als seinem Colt - einem sagenhaften, alten und wertvollem Model von 1880. Mit diesem im Gepäck begibt er sich auf eine organisierte Reise in den wilden Westen und auf die Suche nach seiner eigenen Geschichte zu Wild Faith Johnson.
Duhamels großartige Zeichnungen sind cartoonartig und detailverliebt, sehr farbenfroh, aber keinesfalls aufdringlich. Die Landschaften beeindrucken mit einzigartiger Westernkulisse und beinahe glaubt man, die Hitze der Wüste zu spüren und die Schreie des Adlers und die Schüsse der Colts zu hören. Manche Bilder wirken eher dunkel und leicht düster, wieder andere blenden beinah durch helle, leuchtende Farbtöne. Dabei untermalt die Farbgebung immer genau die Stimmung, die der Text gerade benötigt.
Die Charaktere seines Comics sind ausnahmslos stark, individuell und verschroben gezeichnet. Sowohl Frank, als auch die charmant-hübsche Reiseleiterin wirken skurril und ausgefeilt auf seine Leser ein. Ebenso beeindrucken auch die anderen mitreisenden Touristen, die eine durchschnittlich wirkende, amerikanische Reisegruppe darstellen. Vom exzentrischem Waffennarr, der sich als Brutalo entpuppt bis hin zu dem naiven und sagen wir mal unsportlichem, dümmlichen Ehepaar. Das Comic lebt davon, Gesellschaftskritik mit Witz zu kombinieren. So ist die mexikanische Reiseleiterin gegen die kriminellen Machenschaften des durchgedrehten Brutalos machtlos, denn aufgrund ihrer fehlenden Papiere kann sie sich nicht an die Polizei wenden. Indianer, die während dieser Reise als Native Americans bezeichnet werden, verfolgen die in die Wüste entführte Reisegruppe per Quad, präsentieren sich aber wenig später in einer altmodischen Indianershow mit Häuptlingsschmuck und Tomahawks. Und der brutale Entführer scheitert letzten Endes tatsächlich an den Pfunden seiner vermeintlichen Opfer.
Mit "Falsche Fährten" ist Bruno Duhamel erneut ein Comic gelungen, der mit starken Zeichnungen, überspitzten Charakteren und pointiertem Witz überzeugt und trotzdem nicht an Kritik spart.
Für Euch gelesen und rezensiert
Franzi
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