📍 In Halle 3, Stand D100, präsentierte Carlsen eine wundervolle, buchige Vielfalt.
Hilke Schenck aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Kinder- und Jugendbuch nahm sich viel Zeit für uns und beantwortete geduldig unsere Fragen. Wir haben auch einen kurzen Einblick in das Herbstprogramm erhalten.
Carlsen veröffentlicht seit über siebzig Jahren Kinderbücher, und seit vielen Jahren auch Jugendbücher, Comics, Graphic Novels, Manga,– und gehört zur schwedischen Bonnier-Gruppe 🇸🇪.
📚 Um die tollen Bücher des Verlags übersichtlich zu präsentieren, gibt es verschiedene Bereiche und Imprints:
📘 Carlsen Kinderbuch
Hier ging alles 1953 mit den Petzi-Büchern los 🐻. Seit 1954 haben auch die beliebten Pixi-Bücher hier ein Zuhause gefunden. Der Bereich umfasst Papp- und Beschäftigungsbücher, Bilder- und Sachbücher bis hin zu erzählender Kinderliteratur.
📙 Carlsen Jugendbuch
Hier findet man Harry Potter , Percy Jackson, die Bücher von Philip Pullman⚡ – aber vor allem alles, was zu Young Adult & New Adult in den Bereichen Fantasy 🐉 und Romance 💕 gehört.
Mit einem Taschenbuchprogramm für alle Altersstufen startete Carlsen 2001.
Ab Herbst wird es dazu das neue Label COVE geben. Eine Vorschau des Labels gibt es bereits auf Instagram 📲 – und wir sind von den Büchern begeistert!
📗 Carlsen Comics
Mit der Veröffentlichung von Tim und Struppi 🕵️♂️🐶 im Jahr 1967 begann dieser Bereich zu wachsen. Heute findet man hier neben Comics auch absolut großartige Graphic Novels 🎨.
📕 Carlsen Manga
Von rechts nach links und von „hinten“ nach „vorn“ – in japanischer Leserichtung 🇯🇵 – erschien hier als erstes Akira Toriyamas Klassiker „Dragon Ball“🐉.
Die neuesten Manga-Label des Carlsen Verlags sind Hayabusa und C-Lines. Mit Boys-Love-Manga, Thriller- und Horror-Manga, besonderen Liebesgeschichten 💖 und Slice-of-Life 🍃 bietet Hayabusa eine große Vielfalt. C-Lines bringt Webtoons in Buchform.
😂 Lappan Verlag
Der Lappan Verlag ist Marktführer im Bereich Cartoon und Humor – hier gibt’s was zu lachen!
⭐ Nelson Verlag
Hier haben viele Stars aus TV und Kinderzimmern ein zweites Zuhause gefunden. Man trifft Bekannte wie Hello Kitty, Sandmännchen, LEGO® Minifiguren, Caillou, Bob der Baumeister u. v. m. 🎈📺
🌌 Impress
Ein Imprint für gefühlsstarke, mitreißende Fantasy ✨ im Bereich Romantasy und Paranormal Romance – vor allem im digitalen Bereich 📱. Impress wird künftig als COVEStory in das neue Young Adult-/New Adult-Label COVE integriert.
Unser Interview mit Hilke Schenck war unglaublich interessant und wir haben es hier für euch aufgeschrieben:
Über den Verlag
Q: Wie wird entschieden, welche Jugendbücher veröffentlicht werden?
A:
„Da spielen ganz viele Aspekte eine Rolle. Also, einmal erhalten wir natürlich Manuskripte von Autor*innen, die wir schon kennen, und dann wird der Text im Lektorat gelesen und überlegt: Findet der Verlag die Geschichte selber gut? Packt sie uns? Werden die Figuren lebendig? Und gibt es dafür auch eine Zielgruppe?
Dann erhalten wir auch Angebote aus dem Ausland, wie z.B. bei „The Veiled Kingdom“. Diese werden dann geprüft. Es wird überlegt, ob das Buch auch auf dem deutschen Markt überzeugen kann. Ist es so spannend oder so berührend, dass man auch in Deutschland Leser*innen findet, denen das gefällt?
Dann muss es natürlich auch finanziell stimmen. Wenn ein Buch im Ausland schon sehr erfolgreich ist, muss man ein entsprechendes Honorar bezahlen. Und dann ist die Frage, ob sich der finanzielle Aufwand rechnet. Also: Werden wir es so oft verkaufen können, dass es sich lohnt?
Man versucht natürlich auch immer, etwas Besonderes zu finden, etwas Neues – und auch etwas, von dem man denkt: Das spricht Kinder oder Jugendliche heutzutage an. Dabei spielen die Erfahrungswerte der Lektor*innen eine große Rolle.“
Q: Welche Themen
sind gerade besonders angesagt beim Jugendbuch?
„Im Jugendbuch dominiert gerade die große Romance- und Romantasy-Welle.
Da gibt es sehr viele Genres und Untergenres wie Enemies-to-Lovers, Friends-to-Lovers … Vermutlich kennt ihr euch sogar viel besser aus als ich.. In diesem Bereich legen viele Verlage gerade neue Titel auf, weil auch wirklich sehr viele Bücher verkauft werden.“
Q: Gibt es ein
Buch aus Ihrem Verlag, das Sie selbst als Teenager gern gelesen hätten?
A:
Ja, da gibt es mehrere. Ich selbst bin nicht so eine große Fantasy-Leserin. Aber ich hätte – das ist jetzt für etwas jüngere Leser*innen – vermutlich gerne „Wolf“ von Saša Stanišić gelesen, dann die Bücher von Anna Woltz oder von Tamara Bach …
Ich habe damals auch viele sogenannte Problembücher gelesen, von denen ich heute denke: Das könnte ich überhaupt nicht mehr, das wäre mir viel zu schwer und traurig. Aber als Jugendliche waren diese Geschichten für mich wichtig. Und auch heute gibt es solche Themenbücher noch. .“
Über den Job im Verlag
Q: Wie kommt man dazu, in einem Verlag zu arbeiten?
A:
„Naja, wenn man merkt: Oh, Bücher und Lesen – das gibt mir was, da habe ich einen Zugang, das ist mein Hobby, das hilft mir, wenn’s mir schlecht geht oder wann auch immer.
Ich habe Deutsche Literatur studiert und danach gedacht: Es wäre schön, genau dort zu sein, wo Bücher entstehen, und diese Bücher auch weiterzuvermitteln.
Ich hatte nicht geplant, in einem Kinder- und Jugendbuchverlag zu landen, aber bin da jetzt sehr gern, weil ich oft das Gefühl habe, dass hier die Vermittlung so unmittelbar ist – und nicht so verkopft oder elitär. Sondern dass da wirklich ganz oft die Freude am Lesen im Mittelpunkt steht. Das finde ich gut.“
Q: Was ist das Coolste und was das Nervigste an Ihrem Job?
A:„Das Coolste ist, dass man wirklich viele tolle Bücher lesen kann und dass man viel mit Sprache zu tun hat. Und dass die meisten Menschen im Kinder- und Jugendbuchbereich sehr nett sind. Nervig ist der Job nur, wenn es zu viel wird. Wenn man wahnsinnig viel auf dem Schreibtisch hat und daher das Gefühl, alles muss nur noch schnell erledigt werden und wird deswegen nicht so richtig gut.
Ich habe selten Aufgaben, von denen ich denke: Oh, das ist jetzt echt blöd, dass ich das machen muss. Klar, es gibt auch mal Aufgaben, die sind etwas langweilig oder ein bisschen öde.
Manchmal habe ich vorher nicht so richtig Lust, auf die Messe zu fahren. Wenn ich daran denke: Oh, jetzt musst du den ganzen Tag lang reden … Aber wenn ich dann da bin, finde ich es total nett und denke,auf der Heimfahrt: Ach, war das wieder schön.
Manchmal ist es gut, wenn man sich einen Schubs gibt.
So richtig blöd finde ich eigentlich nur, wenn ich vor größeren Runden – halb digital, halb präsent – irgendetwas erzählen muss. Das mache ich nicht so gerne, und da bin ich immer sehr aufgeregt.“
Q: Darf man in einem Verlag selbst Bücher schreiben, oder geht das nicht?
A:
„Also während der Arbeitszeit natürlich nicht – da arbeitet man für die Bücher, die erscheinen. Aber natürlich kann man sich privat hinsetzen und Bücher schreiben. Dann wüsste ich durch meine Arbeit im Verlag ganz gut, was es schon tausendmal gab oder was gerade nicht so angesagt ist – und an wen ich mich wenden könnte.
Ich weiß nicht, ob ich selber schreiben könnte, und wenn, würde ich mich wahrscheinlich nicht trauen, das jemandem im Verlag zu geben. Da würde ich vielleicht sagen: Ich hab ’ne gute Freundin, die hat das geschrieben – würdest du es dir mal anschauen?"
Über neue Bücher
Q: Wie findet ihr neue Autorinnen und Autoren?
A:
„Das ist sehr unterschiedlich. Es ist nicht leicht ein Buch an einen Verlag zu vermitteln.. Viele versuchen eine Agentur – und die Agent*innen wissen dann, an welchen Verlag sie sich damit wenden können.
Wir bekommen natürlich auch ungefragt sehr viele Manuskripte zugesandt – die werden auch geprüft, aber das dauert sehr, sehr lange.
Und dann gibt es auch Schreibwettbewerbe – wenn man da erfolgreich ist, erhält man auch die Aufmerksamkeit von Verlagen.
Manche Auto*rinnen veröffentlichen erst einmal als Selfpublisher, und dann werden Verlage darauf aufmerksam und bieten eine Zusammenarbeit an. Es gibt viele Wege – und oft gehört auch ein bisschen Glück dazu.“
Über Bücher und Lesen
Q: Was macht ein Jugendbuch richtig gut?
A:
„Das würde sicher jeder anders definieren, aber ich denke, das Allerwichtigste sind Figuren, die einem ganz nahekommen und mit denen man sich ganz schnell identifizieren kann. Figuren, die einen mitnehmen in ihre Welt und in ihre Geschichte. Dabei können die Geschichten ganz unterschiedlich sein.
Wenn man bei den Figuren nachvollziehen kann, was sie fühlen – und mit ihnen gemeinsam ein Ziel erreichen, oder ein Problem durchstehen, oder auf eine Reise gehen will – dann ist es gut.
.“
Q: Gibt es bestimmte Sachen, die gar nicht mehr in Büchern funktionieren?
A:
„Das ist eine gute Frage. Ich hab das Gefühl, dass es nicht so viele Dystopien gibt. Und sehr ernste, problembeladene Themen sind ein bisschen weniger geworden.
Natürlich gibt es diese Bücher auch noch – und das ist auch richtig – aber im Augenblick gibt es mehr, in denen man in andere Welten eintaucht.“
Q: Warum werden manche Bücher verfilmt und andere nicht?
A:
„Ein Buch hat dann die Chance verfilmt zu werden, wenn es erfolgreich ist. Wenn es viele, viele Leser*innen hat – da sich die aufwändige Produktion für die Filmfirma auch rechnen muss.
Und dann muss es natürlich auch gut verfilmbar sein. Wenn die Geschichte zum Beispiel nur wenig sichtbare Handlung aufweist, dafür aber ganz viel im Kopf einer Person passiert – dann ist das nicht so leicht darstellbar. Und es wird schwer, den Stoff auf die Leinwand zu bringen.
Also: Das Buch muss sich gut in Handlung umsetzen lassen. Bei Buchverfilmungen kommt es häufig vor, dass Dinge dazuerfunden und andere weggelassen werden. Ein Film ist eben eine andere Art der Stoffvermittlung.
Bei uns wird nach Filmrechten gefragt, wenn die Bücher schon sehr beliebt sind – wie „Die Schule der magischen Tiere“. Und es ist dann immer noch ein langer Weg, bis zum Filmstart – und natürlich klappt auch hier nicht immer alles.“
Über die Zukunft von Büchern
Q: Lesen Jugendliche heute wirklich weniger als früher?
„Nein, das glaube ich gerade gar nicht. Also vor drei Jahren hätte ich vielleicht etwas anderes gesagt – aber gerade lesen Jugendliche total viel. Besonders im Bereich Fantasy, Romantasy – aber auch andere Sachen wie Manga.
Ich hab das Gefühl, es gibt eine große Leserschaft. Es gibt sicher auch Jugendliche, die gar nicht lesen –auch das ist okay.
.“
Q: Wird Künstliche Intelligenz irgendwann Bücher schreiben?
A:
„Ja, das glaube ich. Das geschieht glaube ich, auch schon in gewissem Rahmen. Aber ich weiß nicht, ob das die Bücher sein werden, die uns berühren und mitnehmen. Ich kann das schlecht einschätzen und bin da eher etwas kritisch.“
Q: Wie wichtig ist Social Media für den Erfolg eines Buches?
A:
„Das kommt auf den Bereich an. Im Jugendbuchbereich macht der Verlag viel auf Social Media. Da werden auch Trends aufgegriffen – aus den USA oder anderen Ländern – es wird geguckt, was auf TikTok oder Insta läuft. In diesem Bereich ist es sehr wichtig.
Für das Kinderbuch ist es auch nicht unwichtig, aber in einem kleineren Rahmen und mit einer anderen Zielgruppe (Eltern, Lehrer*innen)."
Vielen lieben Dank an Carlsen und Hilke Schenck für die Zeit und die Geduld.
Euer Club der anonymen Bookoholiker
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