Montag, 25. März 2024

Ein Buch das Mut macht und Mobbing anspricht

Groß. Eine Geschichte über Selbstliebe


Harrison, Vashti (Autor*in / Illustrator*in)

  • Altersempfehlung: ab 3 Jahren
  • ISBN: ‎  ‎ 978-3-949315-35-0
  • Erscheinungstermin: 12.10.2023
  • Seiten: 40
  • Verlag: Zuckersüß Verlag

Covertext

„Groß” ist ein feinfühliges Buch über die Themen Mobbing und Bodyshaming. Es zeigt die Reise eines Mädchens hin zu Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Ein wunderschönes Kinderbuch (mit Ausklappseiten!), das die Macht von Stereotypen und Worten einfängt und sowohl Eltern als auch Kindern Werkzeuge an die Hand gibt, mit gesellschaftlichen Erwartungen und Diskriminierungserfahrungen umzugehen.

Die Geschichte handelt von einem kleinen Mädchen, das zunächst Lob und Zuspruch erfährt, weil sie „schon so groß ist” – bis genau das plötzlich zum Problem wird. Sie erfährt Mobbing und Ablehnung, weil ihr Körper nicht der vermeintlichen Norm und veralteten Schönheitsidealen entspricht. Mit eindringlichen Bildern gestaltet Vashti Harrison eine Gefühlswelt aus Selbstzweifeln und Einsamkeit, um dann einen kraftvollen Weg der Selbstliebe und Abgrenzung aufzuzeigen, der Kindern Mut macht, sie selbst zu sein. Das Mädchen lernt: Sie selbst entscheidet, wer sie ist. Und welche Worte sie beschreiben dürfen.

Rezension  

Im Mittelpunkt dieses tollen Kinderbuches von Vashti Harrison steht ein nicht nur körperlich großes, sondern vor allem mental und emotional großartiges Mädchen. Das herzallerliebst dargestellte Kind hört schon als Baby von allen Seiten, wie  underbar groß es schon sei – ein Kompliment für kleine Menschen, welches wahrscheinlich jeder zur Genüge gehört und vielleicht auch oft ausgesprochen hat.
 
Meist ist es ehrlich und wohlwollend gemeint. Im Buch zunächst natürlich auch, das Mädchen wächst glücklich und stolz heran – allerdings nur so lange, bis sein Körper von der Außenwelt allmählich nicht mehr als nur groß, sondern als zu groß, nicht mehr passend und zunehmend missbilligend betrachtet wird. Dies wird durch die Autorin, welche das Buch auch illustrierte, eindrücklich dargestellt: durch den sich verändernden, bedrückenden und traurigen Gesichtsausdruck des Kindes, das sich durch die Blicke Anderer unwohl fühlt. Das Mädchen wird optisch bewusst von ihrer Umwelt hervorgehoben, so dass der Fokus der Leserschaft bzw. der Betrachtenden automatisch auf ihr liegt. Das wachsende emotionale Leid wird deutlich und lässt auch jüngere Kinder erkennen, dass es dem Mädchen nicht gut geht. Es werden zunehmend Situationen beschrieben, in denen das Kind diskriminierenden Äußerungen ausgesetzt ist: das Steckenbleiben in einer Schaukel, eine unangenehme Kostümprobe und immer wieder: Beleidigungen, Ratschläge zur Veränderung, Spott... 
 
Die verletzenden Worte der Menschen um das Mädchen herum werden bildlich dargestellt und dem Betrachter wird klar, wie schwer sie die Kinderseele belasten. Immer stärker wird der Druck, der für den Leser bildlich in einem immer größer werdenden Mädchen dargestellt wird. Doch endlich kann es weinen, die verletzenden Worte und belastenden Gefühle dadurch teilweise loswerden und wieder Platz für sich selbst schaffen. Das Mädchen gewinnt sogar so viel Kraft, dass es die Worte an die Menschen zurück gibt, die sie ihr einst zuriefen – und beweist damit eine große innere Stärke. Es wird deutlich, dass das Umfeld des Kindes nur bedingt versteht, was das Mädchen damit ausdrücken will: Ich bin gut so, wie ich bin! Lernt es, mich so anzunehmen, wie ich bin, ohne mich auf Äußerlichkeiten zu reduzieren! 
 
Das Buch ist wundervoll illustriert und eignet sich sehr gut, auch mit jüngeren Kindern ab ca. 4 Jahren Mobbing und Diskriminierung kindgerecht zu besprechen. Es regt aber auch ältere Kinder sowie Erwachsene dazu an, ihren Umgang mit Menschen, die anders aussehen als es das klassische Schönheitsideal vorgibt, zu reflektieren und sich in die betroffenen Personen hineinzuversetzen. Vor allem Kindern kommt angesichts einer Person, die sich außerhalb der vermittelten Normen bewegt, schnell mal ein flotter, oft auch beleidigender Spruch über die Lippen, der schnell wieder vergessen wird, sich bei den Opfern aber tief einbrennt. Die Autorin verdeutlicht dies, indem sie im Anhang der Geschichte auf die eigenen negativen Erfahrungen als Kind hinweist. Vorfälle im Alltag, wie die im Buch beschriebenen Situationen, können mit diesem Buch aufgegriffen und bearbeitet werden. Zudem eignet es sich wunderbar, Kindern Mut zu machen, sich nicht aufgrund äußerer Merkmale von anderen Menschen herabwürdigen und klein machen zu lassen. Denn gerade diese Kinder sind meist größer, als wir glauben.

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