Barbara Kingsolver (Autor*in)
Altersempfehlung: ab 16 Jahren- ISBN: 978-3423284639
- Erscheinungstermin: 12.06.2025
- Seiten: 624
- Verlag: dtv
Covertext
Alles scheint um Willa Knox zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden – aber alleinerziehend. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Am selben Fleck, 150 Jahre zuvor, freundet sich ein Lehrer namens Thatcher mit seiner eigenbrötlerischen Nachbarin an. Die Naturforscherin Mary Treat steht in lebhaftem Austausch mit Charles Darwin, doch in der verschworenen Ortsgemeinschaft wird die Theorie von der Evolution als Sünde angeprangert.
Was verbindet diese Menschen über die Jahrhunderte hinweg? Ein viktorianisches Haus, das ihnen über dem Kopf einzustürzen droht – und eine Zeit, in der damals wie heute kein Stein auf dem anderen bleibt.
Rezension
Der Debütroman von Barbara Kingsolver „Demon Copperhead“ hat mir sehr gut gefallen, so dass ich sehr gespannt war auf „Die Unbehausten“. Auch dieses Buch kommt mit einer epischen Länge daher und ist bezüglich des Covers ähnlich gestaltet wie der erste Roman der Autorin. Die Story ist jedoch eine gänzlich andere. Kingsolver erzählt auf zwei Zeitebenen von den Bewohnern eines Hauses in Vineland, einer Stadt in New Jersey, einmal Mitte des 19. Jahrhunderts und in der Jetztzeit kurz vor der ersten Wahl Trumps zum Präsidenten. Das Haus, um das es geht, ist aufgrund vieler Baumängel von Beginn an nie ein behagliches Zuhause für seine Bewohner gewesen, sondern steht eher symbolisch für das Zerbrechen und die Zerrissenheit der Menschen, die es bewohnen.
In der Vergangenheit lebte hier Thatcher Greenwood, Lehrer und Naturwissenschaftler, der nach Vineland kam, um in dieser neu erbauten und vermeintlich reformorientierten, aufstrebenden Stadt sein Leben zu verbringen. Er lernt dort seine Nachbarin Mary Threat kennen, die umfassend gebildet ist, auf dem Gebiet der Botanik forscht, gute Kontakte zu Größen wie Charles Darwin pflegt und sich voll und ganz der Wissenschaft verschrieben hat. Thatcher ist von ihr begeistert, da auch er Anhänger der damals neuen wissenschaftlichen Theorien Darwins ist. Doch schnell merkt er, dass er sich damit in der religiös verklärten Stadt, die massiv unter dem Einfluss ihres Gründers Charles Landis steht, Feinde macht. Bald bröckelt nicht nur Thatchers Haus, sondern sein Ansehen, seine Ehe und seine Karriere stehen auf dem Spiel, als er sich in einem Mordprozess gegen den Stadtgründer Landis stellt.
150 Jahre später zieht Willa mit ihrer Familie nach Vineland in das bereits ziemlich heruntergekommene Haus, das einst Thatcher bewohnte. Trotz einer akademischen Bildung aller Familienmitglieder leben sie an der Armutsgrenze. Willa ist als Journalistin gerade arbeitslos, ihr Mann befindet sich in einem prekären Beschäftigungsverhältnis an der Uni, die Tochter zieht nach langem Herumreisen wieder ein und der Sohn ist nicht nur eben erst Vater geworden, sondern muss den Suizid seiner Freundin verkraften und einen Berg Schulden abarbeiten. Außerdem ist da noch der cholerische Schwiegervater, der schwer krank ist und Trump verehrt. Um die Familie vor Obdachlosigkeit und Armut zu bewahren, forscht Willa in der Vergangenheit des Hauses und findet in den mittlerweile bekannten historischen Persönlichkeiten Mary Threat und Thatcher Greenwood ein Fünkchen Hoffnung, um das Haus und ihre Familie vielleicht zu retten.
Der Roman lebt von der schönen, bildhaften Sprache seiner Autorin. Der Schreibstil Kingsolvers gefällt mir sehr gut und der Aufbau des Buches mit sich zwischen den Zeitebenen abwechselnden Kapiteln, die in ihrem Titel jeweils ein Wort des letzten Satzes aus dem vorangegangenen Kapitel tragen, ist durchaus gelungen. Auch die Themenvielfalt, die Kingsolver in ihrem Roman darbietet, ist gut recherchiert und gibt den Lesenden einen umfassenden Einblick in die Lebensumstände der Protagonisten. Die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert oder die Diskrepanz zwischen Kirche und Wissenschaft kommen thematisch ebenso zum Tragen wie das Gesundheitssystem der USA, der Klimawandel, wachsende soziale Ungerechtigkeit oder psychische Erkrankung.
Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen