Elin Hansson (Autor:in)
- Altersempfehlung: ab 14 Jahre
- ISBN: 978-3-03880098-9
- Erscheinungstermin: 12.02.2025
- Seiten: 320
- Verlag: Arctis
Covertext
Seit dem Tod seiner Mutter lebt Torleif weit weg von seiner Familie in der Großstadt, wo er das Gefühl hat, endlich er selbst sein zu können. Doch als sein Großvater krank wird, muss Torleif zurückkehren – in sein Heimatdorf, wo seine Begeisterung für Musik als „unmännlich“ belächelt wird und „schwul“ noch als Schimpfwort gilt. Auch sein Vater und sein Bruder interessieren sich mehr für die Elchjagd als für Torleifs Leidenschaft, die Hardangerfiedel. Nur in der Geigenbauwerkstatt des Großvaters und in der örtlichen Musikschule findet er Zuflucht – bis er auf den japanischen Austauschstudenten Horimyo trifft und all die ungesagten Dinge drohen, an die Oberfläche zu treten.
Rezension
Elin Hanssons *Zweiklang* ist ein ruhiger, feinfühliger Roman, der mich sehr berührt hat – vielleicht auch, weil ich mich in vielem wiederfinden konnte. Als schwuler Junge, der selbst auf dem Land aufgewachsen ist, habe ich mich in der Geschichte gut aufgehoben gefühlt. Das Buch hat mir Raum zum Nachdenken gegeben und war gleichzeitig wunderbar entspannend.
Torleif, die Hauptfigur, wirkte auf mich anfangs sehr ängstlich, fast schon überfordert von seiner eigenen Unsicherheit. Doch im Verlauf der Geschichte macht er eine schöne Entwicklung durch. Besonders seine Selbstzweifel fand ich stellenweise etwas zu präsent – vielleicht, weil sie mir selbst unangenehm vertraut waren.
Ein echtes Highlight war für mich die Beziehung zwischen Torleif und dem japanischen Austauschschüler Horimyo. Die emotionale Reife, die Horimyo mitbringt, tut der Geschichte unheimlich gut und gibt Torleif den Raum, sich weiterzuentwickeln.
Die Atmosphäre im Heimatdorf ist extrem realistisch dargestellt – dieses typische „jeder weiß alles über jeden“, im Guten wie im Schlechten, kenne ich nur zu gut. Besonders schön fand ich, dass ausgerechnet der Großvater zu den empathischsten und offensten Figuren gehört. Die Szene, in der sich Torleif bei ihm outet und er das einfach ganz gelassen annimmt, ist mir besonders im Gedächtnis geblieben – weil ich ähnliche Erfahrungen machen durfte.
Auch die musikalische Ebene des Romans – vor allem die Hardangerfiedel – hat mir gefallen. Die QR-Code-Playlist war ein tolles Extra. Manchmal hätte ich mir allerdings ein paar andere Bilder und Metaphern gewünscht – als würde Torleifs Innenwelt nur aus Musik und seiner Sexualität bestehen.
Der Schreibstil ist ruhig, verständlich und angenehm unaufdringlich – genau richtig, um sich auf die Emotionen einzulassen. Ich würde das Buch Jugendlichen ab etwa 14 empfehlen, aber auch queeren Erwachsenen, die Lust haben, ein bisschen zu „nach-beteenagern“ – vor allem, wenn sie ländliche Herkunft mitbringen.
Was mir ein bisschen gefehlt hat, war die Tiefe bei den männlichen Nebenfiguren, etwa Torleifs Vater und Bruder – da wäre noch Potenzial gewesen.
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