THIENEMANN VERLAGE
📍 In Halle 3, Stand C100 präsentierten die Thienemann Verlage eine bunte Palette an Leseschätzen. 📚✨
Amelie Sturm aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Thienemann Verlage 🧒🗞️ nahm sich viel Zeit für uns und beantwortete geduldig all unsere Fragen. Einen kleinen Einblick in den Bücherherbst bei Thienemann haben wir ebenfalls erhalten. 🍂📖
Habt ihr eigentlich den tollen Stand gesehen? 😍 Wir fanden die Idee mit den Bilderrahmen einfach großartig! 🎨🖼️ Einige der Bücher sind direkt auf unserer Wunschliste gelandet. 📝💖
Die Thienemann-Esslinger Verlag GmbH entstand Anfang 2014 aus einer Fusion der Thienemann Verlag GmbH und der Esslinger J. F. Schreiber GmbH. 🔄
Beide Verlage können auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurückblicken. 🕰️
📜 Bereits 1831 wurde der J. F. Schreiber Verlag von seinem Namensgeber in Esslingen gegründet. Im Fokus des Programms standen von Anfang an pädagogisch wertvolle Publikationen. 👩🏫📗
📚 Karl Ludwig Christian Thienemann gründete 1849 seinen eigenen Verlag – zunächst mit selbst geschriebenen und illustrierten Büchern. ✍️🎨
Heute führt die Verlags GmbH sechs Programmbereiche, die sich auf Kinder- und Jugendbücher für alle Altersgruppen von 0 bis 18 Jahren konzentrieren. 👶➡️🧑🎓
Wir stellen euch die Programmbereiche mit je einem aktuellen Werk vor:
📘 Thienemann
„Dann kannst du nicht mehr wegsehen“ von Jana Fuhrmann und Formlabor
📗 Esslinger
„Stapel Tier auf Tier. Was versteckt sich hier?“ von Nora Paehl
📕 Planet!
„Blossoms of Fire“ von Cosima Lang und Christin Giessel
📙 Gabriel
„Einmal Zukunft und zurück“ von Christoph Drösser und Gareth Ryans
📒 Aladin
„Groß werden“ von Charles Berbérian und Anja Kootz
📓 Loomlight
„No Cure for Love“ von Anna Hensel und Christin Giessel
Naaa? Könnt ihr euch vorstellen, was auf unserer Wunschliste steht? 😏📚💫
Unser Interview mit Amelie Sturm aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der
Thienemann Verlage war unglaublich interessant und spannend. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal herzlich für die Zeit bedanken, die sie sich für uns genommen hat.
Hier unser ausführliches Interview für euch:
Über den Verlag
Q: Wie wird entschieden, welche
Jugendbücher veröffentlicht werden?
A:
Also, das wird bei uns in einer sogenannten Programmkonferenz entschieden. Wir
haben also eine große gemeinschaftliche Konferenz, bei der ganz viele Leute aus
verschiedenen Abteilungen des Verlags teilnehmen. Und die jeweilige Lektorin,
die das Jugendbuch oder das Manuskript gefunden hat und mit der Autor*in in
Kontakt ist, stellt das Buch vor. Danach wird überlegt: Passt das Buch zum
Verlag? Können wir uns das vorstellen? Lohnt sich das auch finanziell? Wenn
alle damit einverstanden sind, dann wird die Geschichte eingekauft – und so
entsteht ein Buch bei den Thienemann Verlagen.
Q: Welche Themen sind gerade
besonders angesagt?
A:
Das lässt sich nicht so leicht sagen, aber natürlich haben wir viele Bücher mit
Romantasy-Themen und auch Romance. Wir versuchen auch immer, noch etwas für die
jüngere Zielgruppe zu machen – also nicht nur Young Adult, sondern auch das
klassische Jugendbuch mit realistischen Themen oder spannenden Stoffen. Das ist
ganz vielfältig. Also, ich glaube, man kann nicht den einen Trend feststellen.
Q: Gibt es ein Buch aus eurem Verlag, das ihr selbst als Teenager geliebt hättet?
A:
Ganz viele, tatsächlich! Was ich ja tatsächlich als Teenager gelesen habe, ist Die unendliche Geschichte – was natürlich ein großer Klassiker von uns ist. Was ich auch gern gelesen hätte, ist Ganz aus Splittern. Das ist gerade ein aktuelles Jugendbuch von einer Debüt-Autorin, Dana Lake. Das ist wahnsinnig toll erzählt, ein ganz frischer Ton. Es ist eine super spannende Geschichte über ein Mädchen, das aus einer sozialen Brennpunktschule kommt und dann an ein elitäres Gymnasium wechselt – und sich dort verliebt.
Über den Job im Verlag
Q: Wie kommt man dazu, in einem
Verlag zu arbeiten?
A:
Also, ich habe studiert und einen Master in Literatur- und Kulturtheorie
gemacht. Man kann Geisteswissenschaften studieren – das hilft auf jeden Fall.
Und dann habe ich ein Volontariat gemacht, das ist so eine Art Praktikum in
etwas größerer Form. Diese Miniausbildung habe ich in der Presseabteilung
gemacht – und dann bin ich übernommen worden. Das ist eigentlich der klassische
Weg in einen Verlag.
Q: Was ist das Coolste und was das Nervigste an eurem Job?
A:
Das Coolste ist, glaube ich, wenn ich ein Buch lese, das ich auch selber richtig toll finde – und dann die Pressearbeit dazu machen kann und die Leute dafür begeistern kann. Oder wenn wir Events machen und die Autor*in dann voll happy ist und wir eine richtig gute Veranstaltung hinbekommen haben.
Nervig ist manchmal … ja, viel Papierkram, viele Mails, die wir beantworten müssen. Manchmal ist es auch sehr stressig – auch hier auf der Messe haben wir richtig viel zu tun.
Aber alles in allem finde ich meinen Job richtig toll.
Q: Darf man in einem Verlag selbst
Bücher schreiben, oder geht das nicht?
A:
Tatsächlich ist das so bei uns im Bilderbuchbereich. Also wir haben mehrere
Lektor*innen, die eben auch Texte für Bilderbücher schreiben. Aber die
veröffentlichen dann nicht unter ihrem Klarnamen, sondern unter einem
Pseudonym. Das gibt es, aber im Jugendbuchbereich wahrscheinlich eher weniger.
Da würde man sich vielleicht auch einen anderen Verlag suchen.
Über neue Bücher
Q: Welche neuen Jugendbücher erscheinen bald – und worauf freut ihr euch besonders?
A:
Also, jetzt im Herbst erscheint ein neues Buch von Davide Morosinotto: Greta Grimmaldi und der Junge aus dem Schatten. Das ist ein historischer Kriminalroman, der in Nürnberg im 19. Jahrhundert spielt. Es geht um einen verschwundenen Jungen, Kaspar Hauser – der auch auf einer historischen Person beruht. Der bekommt Morddrohungen. Es ist ein großer Kriminalfall – das ist ein Jugendbuch, das rauskommt.
Dann erscheint von Julia Dippel – vielleicht kennt ihr die – im Herbst eine neue Dilogie: Velvet Falls, but the Gods Forgot to Die. Das ist eine Urban Fantasy mit modernen Göttern, ein ganz cooler Mix aus Götterwelt, Magie und Dämonen vor einer normalen Stadtkulisse.
Q: Gibt es in der Buchwelt auch
Trends wie in Mode oder Musik?
A:
Ja, wie ich vorher schon gesagt habe: Romance und Romantasy sind natürlich
große Trends. New Adult und Young Adult beschäftigen uns auch, aber wir legen
unseren Schwerpunkt mehr auf Kinderbücher – deswegen ist das bei uns eher ein
kleinerer Bereich.
Und im Kinderbuch kann man das gar nicht so genau beobachten. Es gibt viele
politische Themen tatsächlich – Flucht und Immigration spielen eine Rolle, die
Grundrechte, die Demokratie.
Q: Wie findet ihr neue Autorinnen
und Autoren?
A:
Auf ganz verschiedenen Wegen. Also, wir arbeiten mit vielen Agenturen zusammen.
Literaturagent*innen kommen auf uns zu und sagen: Hey, ich hab hier eine tolle
Autorin entdeckt – wollen Sie das vielleicht mal lesen? Das ist immer ein guter
Weg, um an einen Verlag heranzutreten.
Manchmal ist es auch ein Zufallsfund auf einer Messe, aber das ist eher selten.
Meistens läuft es tatsächlich über die Agenturen.
Über Bücher und Lesen
Q: Was macht ein Jugendbuch richtig
gut?
A:
Wir brauchen natürlich einen guten Text, der einen auch richtig abholt – der
emotional ist, der spannend ist. Aber mittlerweile ist es auch wichtig, dass
die Autor*innen mit der Zielgruppe in Kontakt treten. Also, dass wir jemanden
haben, der auch auf Social Media präsent ist, viele Lesungen macht, in die
Schulen geht, präsent ist für die Kinder und Jugendlichen. Ich glaube, wenn das
alles stimmt, ist die Chance gut, dass das Buch auch erfolgreich wird.
Q: Gibt es bestimmte Sachen, die gar
nicht mehr in Büchern funktionieren?
A:
Das ist ganz schwer zu sagen. Ich glaube, eine kleine Nische findet man immer.
Aber wenn man zum Beispiel sehr, sehr künstlerische Bücher macht – vor allem im
Bilderbuchbereich – dann kaufen das nicht so viele Leute. Das ist sehr speziell
und für einen kleinen Kreis. Oder wenn man wirklich spezielle Themen
bearbeitet.
Aber so gar nicht verkäuflich – ich würde sagen: Geht nicht, gibt’s
nicht.
Q: Warum werden manche Bücher
verfilmt und andere nicht?
A:
Das hat ganz viel mit Glück zu tun, glaube ich. Also, man braucht viele
Beziehungen. Es gibt für ganz viele Bücher eine Filmoption – da hat also eine
Filmfirma gesagt: Hey, wir finden den Stoff interessant, vielleicht machen wir
da was draus. Ganz oft klappt das dann eben doch nicht. Da muss einfach alles
stimmen: zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, das richtige Buch – dann hat man
vielleicht Glück. Aber ich glaube, dafür gibt es kein Rezept.
Über die Zukunft von Büchern
Q: Lesen Jugendliche heute wirklich
weniger als früher?
A:
Nein, das glaube ich wirklich nicht. Ich glaube, der Trend ist eher umgekehrt.
Also, seit wir Young & New Adult haben, gibt es wieder viel mehr
Jugendliche, die lesen.
Es gibt ja den berühmten Leseknick mit 13/14, wenn weniger Lust besteht, ein
Buch zu lesen – der existiert natürlich, besonders bei Jungs. Aber alles in
allem würde ich sagen: Nee, ich hab Hoffnung.
Q: Wird Künstliche Intelligenz
irgendwann Bücher schreiben?
A:
Das tut sie ja eigentlich sogar schon. Das Schlimme ist: Wir können das ja
nicht verhindern. Also müssen wir irgendwie lernen, damit umzugehen, und
lernen, damit zu arbeiten – bis zu einem gewissen Punkt. Aber wir versuchen
natürlich, unsere Urheber*innen zu schützen, sodass ihre Inhalte nicht nutzbar
sind für KI.
Und die KI schreibt ehrlicherweise keine guten Bücher. Sie kann zwar einen
zusammenhängenden Text schaffen, aber das Gefühl, die Spannung, die Atmosphäre
– dass man sich wirklich ganz reinversetzen kann –, das schafft KI noch nicht.
Q: Wie wichtig ist Social Media für
den Erfolg eines Buches?
A:
Das ist unterschiedlich und kommt auf das Genre an. Also, im Bereich Young
& New Adult ist es durchaus ein Faktor. Wenn ein Buch auf TikTok trendet,
dann wissen wir alle, dass das einen unmittelbaren Einfluss auf die Verkäufe
hat.
Für das Kinderbuch und das klassische Jugendbuch ist es eher zweitrangig.
Vielen Dank für die Zeit und das tolle Interview.
Der Club der anonymen Bookoholiker