Dienstag, 11. November 2025

Nachts im Buchladen 2025 - Escape Edition


 

Für alle Entdecker, Sucher, Finder, Tierliebhaber und Wissensdurstige

183 Pinguine

Stephane Frattini / Edouard Manceau (Autor*in) 


  • Altersempfehlung: ab 4 Jahren
  • ISBN: 978-3791376172
  • Erscheinungstermin: 27.08.2025
  • Seiten: 40
  • Verlag: Prestel

Covertext

13 Blauwale, 60 Krokodile, 221 Tiefseekreaturen, 476 Frösche, 1197 kleine Tierchen, 28 Kühe, 177 Kattas, 183 Pinguine, 109 Flamingos und 354 süße Kätzchen: Dieses Buch beherbergt über 2818 sympathische Tiere zum Suchen, Zählen, Finden und Kennenlernen. Und dazu spannenden Fakten wie: „25 Kaiserpinguine aufeinandergestapelt würden eine Tonne wiegen und etwa 30 Meter in die Höhe ragen.“ „Die Zähne eines Krokodils erneuern sich alle zwei bis drei Jahre. Im Laufe seines Lebens kann es mehr als 6000 hervorbringen.“ „Eine Kuh kann eine Treppe hinaufgehen, aber nicht wieder hinunter, weil ihre Knie sich nicht in die richtige Richtung beugen lassen.“

Rezension  

Für alle Entdecker, Sucher, Finder, Tierliebhaber und Wissensdurstigen gibt es jetzt ein neues Lieblingsbuch: „183 Pinguine“.
Die Autoren Stéphane Frattini und Édouard Manceau – letzterer zugleich Illustrator – haben eine faszinierende, unterhaltsame und humorvolle Kombination aus Wimmel- und Sachbuch geschaffen, die garantiert keine Langeweile aufkommen lässt und Suchspaß für alle Altersgruppen bietet.

Grundidee des Buches ist die Maßeinheit Tonne, die oft schwer vorstellbar ist. Hier wird sie den Leser:innen und Betrachter:innen auf anschauliche Weise nähergebracht: Auf jeder Doppelseite sind so viele Tiere einer Art abgebildet, dass sie zusammen etwa eine Tonne wiegen würden. Je nach Tierart ergibt das natürlich ganz unterschiedliche Zahlen – mal wenige große, mal viele kleine Tiere.

Gepaart wird die witzige und abwechslungsreiche Darstellung der Tiere mit leicht verständlichen, informativen und kurzweiligen Sachtexten, durch die man allerlei spannende Fakten erfährt.
Das absolute Highlight sind für mich jedoch die Suchaufträge. Diese sind liebevoll und einladend formuliert, denn jedes zu suchende Tier trägt einen lustigen, zur Art passenden Namen – etwa das Krokodil Krokett oder die Kuh Muhriel.

Auf insgesamt zehn doppelseitigen, großformatigen Suchbildern finden sich nicht nur außergewöhnliche Tiere wie Kattas oder Tiefseebewohner, sondern auch eine Fülle herrlicher Details, die die Bilder fast lebendig wirken lassen. Die Illustrationen sind bunt, bedienen sich aber einer gedeckten Farbpalette, sodass die Betrachter:innen nicht überfordert werden. Besonders schön sind die vielen witzigen Ideen rund um Gesichtsausdrücke, Accessoires, Tätigkeiten und Situationen, in denen die Tiere dargestellt werden.

Das Entdecken der liebevoll ins Gesamtbild integrierten Details beschäftigt kleine und große Detektiv:innen lange und regt zum Erzählen an. Auf den letzten Seiten finden sich die Lösungen zu den Suchbildern, ergänzt durch weitere interessante Fakten zu den jeweiligen Tieren – so gibt es auch hier noch viel Spannendes zu erfahren.

Ich empfehle das Buch von Herzen für Kinder ab etwa drei bis vier Jahren, da die Suchaufträge gut vorgelesen und bei Bedarf vereinfacht werden können. Auch ältere Kinder und Erwachsene werden mit diesem Buch abwechslungsreiche, humorvolle Unterhaltung erleben.

Kleine Anmerkung am Rande: Ich hätte mir beim Umfang noch ein paar Doppelseiten mehr gewünscht, aber vielleicht folgt ja bald ein zweiter Teil. 🐧🔍💛

Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen

Ein wunderbares Buch

Mahlzeit!

Larysa Maliush (Autor*in) 


  • Altersempfehlung: ab 4 Jahren
  • ISBN: 978-3314107375
  • Erscheinungstermin: 13.08.2025
  • Seiten: 32
  • Verlag: Nord Süd

Covertext

Wölfe fressen Hasen. Oder?
Als Wolf Grauschnauz ein kleines Häschen findet, ist klar: Er muss es jetzt fressen. Das sagen die Wolfsregeln. Aber sein Gewissen sagt, das Häschen ist dafür zu niedlich. Und jetzt hat Familie Hase auch noch ein Festmahl versprochen, wenn man ihr Kind sicher nach Hause begleitet. Soll er sich an die Regeln halten oder seinem Bauchgefühl folgen?

Rezension  

Im Leben gibt es für alle möglichen Dinge Regeln. Sie sorgen dafür, dass alle wissen, was zu tun ist, bieten Orientierung und erleichtern (meistens) unser Zusammenleben. Doch was ist, wenn eine Regel etwas von uns verlangt, das uns zweifeln lässt? Was tut man, wenn eine Regel plötzlich falsch erscheint?

Mit diesem Dilemma setzt sich auf wunderbar kindgerechte Weise das Bilderbuch „Mahlzeit“ von Larysa Maliush auseinander. Die Geschichte bedient sich des klassischen Klischees vom gefräßigen Wolf und einem kuscheligen Häschen im nächtlichen Wald – ein Szenario, das schon den Kleinsten bekannt ist und dadurch leicht verständlich bleibt. Und auch die Regel der Wölfe in so einem Fall ist keine Überraschung: Natürlich muss das schnuckelige Häschen gefressen werden.

Doch ach … es ist ja so niedlich! Und satt wird man davon auch nicht. Aber die Regeln gelten nun einmal für alle Wölfe. Was soll der Wolf also tun? Die Entscheidung wird nicht leichter, als dem Häschen ein Zettel aus der Tasche fällt. Darauf steht, dass der Finder des kleinen Ausreißers ein Festmahl erhält, wenn er es zu seiner Familie zurückbringt. Der Wolf gerät immer mehr ins Grübeln – und als auch noch die anderen Wölfe auftauchen, ist die Bedrängnis groß.

Letztendlich trifft der Wolf eine Entscheidung und lernt, dass in manchen Situationen nicht nur das blinde Befolgen von Regeln zählt, sondern dass Entscheidungen auch mit Herz und Verstand getroffen werden sollten. Denn sowohl die Welt des Wolfs und des Häschens als auch unsere eigene sind nicht einfach nur schwarz oder weiß – sondern liegen oft irgendwo dazwischen.

Ich mag dieses Buch sehr, da es enormes Potenzial für Gespräche mit Kindern bietet. Themen wie Regeln, Moral (in kindgerechter Form), Vorurteile, Entscheidungen, Gut und Böse oder Freundschaft und Feindschaft können mit dieser Lektüre wunderbar besprochen werden. Kindern ab etwa vier Jahren fällt bestimmt einiges ein, wenn man sie fragt, welches Verhalten sie vom Wolf erwarten – und wie sie selbst handeln würden. So entsteht eine tolle Grundlage für Diskussionen in Kita oder Grundschule.

Die Geschichte ist dank des verständlichen und humorvollen Textes sowohl zum Vorlesen als auch zum Selbstlesen bestens geeignet. Die Illustrationen begleiten und unterstützen den Text auf treffende Weise. Durch sie werden Witz, Emotionen und Situationen oft noch besser transportiert, als es der Text allein vermag. So können die kleinen Leser:innen und Betrachter:innen leicht eine Beziehung zum niedlichen, vertrauensseligen Häschen und zum etwas groben, aber im Kern liebenswerten Wolf aufbauen.

Besonders schön ist, dass die Geschichte bildlich bereits im Vorsatz beginnt und auch dort endet – es gibt also viel zu sehen und zu entdecken. Larysa Maliush hat ein wunderbares Buch geschaffen, das kleinen und großen Leser:innen gleichermaßen Freude bereiten wird. 🐺🐰📖✨

Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen

Ein wichtiges Buch, das gelesen werden will – und sollte!

Der Himmel fällt

Lorenza Mazzetti (Autor*in) 


  • Altersempfehlung: ab 16 Jahren
  • ISBN: 978-3312014293
  • Erscheinungstermin: 26.08.2025
  • Seiten: 192
  • Verlag: Nagel und Kimche

Covertext

Die achtjährige Penny und ihre jüngere Schwester Baby leben in einem Landhaus in der Nähe von Florenz bei ihren jüdischen Verwandten, die sie nach dem Unfalltod der Eltern aufgenommen haben. Italien befindet sich im Krieg, davon spüren die Mädchen jedoch zunächst nur wenig. In ihren Spielen schaffen sich die beiden Schwestern eine eigene Welt. Und doch rücken die Bedrohungen des Nationalsozialismus und der antisemitischen Verfolgung näher, der Himmel fällt auf die Erde, so scheint es den beiden, und Tod und Schrecken lassen das Paradies zum Schauplatz einer Tragödie werden.

Lorenza Mazzettis Roman »Der Himmel fällt« wurde in Italien erstmals 1961 veröffentlicht und verarbeitet die Kindheitserlebnisse der Autorin während der deutschen Besetzung. Sie wuchs mit ihrer Zwillingsschwester im Haus ihres Onkels auf, eines Cousins von Albert Einstein, der zusammen mit seiner Familie den Deutschen zum Opfer fiel. Ihr schmerzlich aufrichtiges Buch über eine Kindheit in grausamer Zeit ist ein lebendiger Appell an die Pflicht des Erinnerns und erscheint nun in einer Neuübersetzung von Ulrike Schimming.

Rezension  

Der Roman „Der Himmel fällt“ von Lorenza Mazzetti machte mich aufgrund seines Klappentextes sehr neugierig, da er bereits 1961 erstmals erschien und nun neu aufgelegt wurde. Zudem setzt er sich mit einem Thema auseinander, das immer wieder – und gerade jetzt – aktuell ist bzw. sein sollte: dem Schrecken der faschistischen Regime während des Zweiten Weltkriegs. Vor dem Hintergrund aufstrebender rechter Bewegungen sind derartige literarisch aufbereitete Zeitzeugenberichte wichtiger denn je.

Die Autorin beschreibt aus ihrer damaligen kindlichen Sicht die Ereignisse, die sie während der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Italien erlebte. Gemeinsam mit ihrer Schwester Baby lebt die junge Lorenza, genannt Penny, auf dem Anwesen ihres Onkels und dessen Familie. Die Mädchen sind Waisen. Onkel Wilhelm ist wohlhabend, die Familie sehr gebildet. Davon profitieren natürlich auch Penny und Baby, obwohl sie liebend gern mit den Kindern der umliegenden Bauern spielen und es teilweise faustdick hinter den Ohren haben.

Der Alltag in der Schule und auf dem Gut des Onkels, die strenge Erziehung sowie die Spiele, Fantasien und Emotionen der kleinen Penny werden kindlich-naiv aus der Ich-Perspektive in kurzweiligen Kapiteln beschrieben. Dabei wird deutlich, wie sehr die Kinder in jener Zeit einerseits durch die katholische Kirche, andererseits durch die in der Schule allgegenwärtige faschistische Erziehung indoktriniert wurden. Der Duce, Benito Mussolini, wird von den Kindern daher genauso geliebt wie Gott und Jesus.

Die gedankliche und spielerische Auseinandersetzung der Kinder mit diesen beiden Aspekten nimmt im Roman viel Raum ein und vermittelt eindrucksvoll, welche Macht und Strahlkraft sowohl der Pfarrer als auch die Lehrer und das System der Propaganda auf die jungen Menschen ausübten. Penny und Baby geraten moralisch und emotional immer wieder in eine Zwickmühle: Sie verehren den Duce, beten Gott aufgrund ihres katholischen Elternhauses an, lieben aber auch ihren Onkel über alles – der jüdischen Glaubens ist.

Im Laufe der Lektüre wird anhand vieler Beispiele deutlich, dass während des Mussolini-Regimes trotz unterschiedlicher Überzeugungen dennoch auf allen Seiten auch Menschlichkeit existierte. Fast bis zum Ende des Romans kann man sich als Leser:in nicht vorstellen, dass die Geschichte, die durch die kindliche Perspektive zeitweise sogar zum Schmunzeln verleitet, in einer unvorstellbaren Tragödie endet.

Zunächst brauchte ich einen Moment, um mich in die kleine Penny und ihre Erzählweise hineinzuversetzen, doch dann fand ich den kurzweiligen, manchmal sprunghaften Stil unterhaltsam und sehr passend gewählt, da so die kindliche Gedankenwelt hervorragend repräsentiert wird. Die intensive Beschäftigung Pennys mit christlichen Inhalten nimmt viel Raum ein, was für manche Leser:innen vielleicht befremdlich oder verwirrend wirken mag, mir jedoch vor dem historischen Hintergrund der damaligen Erziehung einleuchtend erschien.

Dieser Roman bietet die Möglichkeit, sich auf einer ganz anderen Ebene mit dem Thema auseinanderzusetzen. Viele Aspekte des Buches erschließen sich erst durch das Nachdenken oder gemeinsame Besprechen, da sie teilweise nicht offensichtlich kommuniziert werden. Dadurch bietet sich viel Raum für Diskussion und Interpretation.

„Der Himmel fällt“ ist ein wichtiges Buch, das gelesen werden will – und sollte!

Für Euch gelesen, zusammengefasst und empfohlen

Nachts im Buchladen 2025 - Escape Edition